Courage-AG gewinnt Preis und engagiert sich für die Enttabuisierung der Menstruation
Die Stiftung Aufmüpfige Frauen strebt eine gleichberechtigte Lebenswelt für Frauen und Männer an und setzt sich zu diesem Zweck für die Stärkung von Frauen, „die auch gegen Widerstand aus eigener Kraft etwas leisten, das sich als hilfreich und weiterführend erweist“, ein. Die Aufmüpfigkeit ist dabei nicht als ein bloßes „Dagegen“ zu verstehen, sondern als Mut, neue Wege zu gehen und bestehende Strukturen zu hinterfragen.
Vor diesem Hintergrund findet seit 2006 alle zwei Jahre die Verleihung der Auszeichnung „Aufmüpfige Frau des Jahres“ statt, die mit der Vergabe eines Preisgeldes in Höhe von 3.000,- Euro einhergeht. Dabei unterstützt die Stiftung „Frauen, die
aus der Reihe tanzen,
die allein – ohne eine große Organisation im Rücken -, etwas bewegen,
etwas sozial und kulturell Kreatives schaffen, das vorbildlich für andere sein kann und menschliche Umwelt humanisiert.“
In diesem Jahr gab es nun eine Erweiterung: Schülerinnen, die sich für Zivilcourage, Demokratie oder Mädchen in schwierigen Situationen stark machen, wurden aufgerufen, sich für einen zusätzlichen Preis zu bewerben. Dieser Preis wurde in Kooperation mit der ProFiliis-Stiftung verliehen, die das Preisgeld in Höhe von 3.000,- Euro bereitgestellt hat.
Bis zum 15.01.2024 konnten sich Dortmunder Schülerinnen mit einem bestehenden Projekt oder einer Projektidee an die Stiftung Aufmüpfige Frauen wenden, um bei der Auswahl der Preisträgerin berücksichtigt zu werden (s. Flyer unten). Sowohl das Team der Stiftung Aufmüpfige Frauen als auch das ProFiliis-Team haben die Bewerbungen gesichtet, in denen tolle und förderwürdige Projekte vorgestellt wurden. Dennoch fiel die Wahl recht eindeutig auf die Bewerbung der Courage-AG vom Phoenix-Gymnasium in Hörde.
Die aktuelle Courage-AG besteht aus neun Schüler:innen im Alter von 16 bis 17 Jahren: Merle Schönherr, Greta Hildebrand, Noya Berg, Karlotta Walter, Lisa Petersen, Finn Urbanczyk, Karolina Böck, Ida Paulsen, Frida Weil und Paula Wegner. Zielsetzung der AG ist es, sich gegen Mobbing in der Schule und für ein Bewusstsein und Empathie für gemobbte und ausgegrenzte Schüler:innen einzusetzen.
Das Projekt, mit dem sich die Courage-AG für den Preis der Stiftung Aufmüpfige Frauen beworben hat, befasst sich mit der Normalisierung und Enttabuisierung des Themas Menstruation – insbesondere im Schulalltag. In der Bewerbung heißt es:
"Mädchen schämen sich an unserer Schule während des Unterrichts wegen ihrer Menstruation aufs Klo zu gehen oder nach Menstruationsartikeln zu fragen. Viele wissen nicht einmal, dass man Notfallbinden im Sekretariat erhält, und trauen sich dann meist auch nicht, um welche zu bitten. Es sollte aber in einer modernen Schule keine Überwindung kosten. Deswegen brauchen wir Unterstützung. Mit dem Preisgeld wollen wir Aktionstage zum Thema Menstruation erarbeiten und organisieren. Wir wollen Hürden abbauen und unsere Schülerinnen und auch Schüler(!) aufklären, z.B. in Form von Aktionstagen. In einer Ausstellung könnten sich alle informieren und in kleinen Gruppen die Menstruation erkunden (Wie viel Blut verliert man? Wie geht man sprachlich mit der Menstruation um? Welche Mythen gibt es?) und am Ende sollten alle hoffentlich weniger Hemmungen vor dem Thema haben. Wir wollen im Zuge dieser Aktionstage Automaten für Menstruationsartikel in den Mädchentoiletten aufstellen lassen“.
Es soll also zum einen Aufklärung und Sensibilisierung stattfinden und zum anderen sollen die menstruierenden Personen an der Schule jederzeit kostenlos Zugang zu Tampons, Binden etc. haben. So soll das Ziel, „dass die Menstruation im Schulalltag normal wird“, erreicht werden.
Die beiden Stiftungen sind beeindruckt vom Mut der Jugendlichen, sich für dieses schambehaftete Thema einzusetzen, um die Situation an ihrer Schule zu verbessern. Alle Beteiligten haben außerdem die Hoffnung, dass die geplanten Maßnahmen der Courage-AG als Leuchtturm-Projekt auch an anderen Dortmunder Schulen aufgegriffen werden.
Am 07. Juni 2024 fand die große Preisverleihung in der St. Petri-Kirche in der Dortmunder Innenstadt statt. Zur Begrüßung richteten unter anderem Sigrid Metz-Göckel (Stifterin Stiftung Aufmüpfige Frauen) und Ute Mais (Bürgermeisterin der Stadt Dortmund) einige Worte an die Zuhörenden. Svenja Schulze (Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sendete in ihrer Rolle als Schirmfrau der Stiftung Aufmüpfige Frauen einen Videogruß zur Veranstaltung.
Im Anschluss wurden die Preise der Stiftung Aufmüpfige Frauen sowie des Fördervereins der Stiftung an die Preisträgerinnen Carola Wilcke, Marie von Kuck (in Abwesenheit) sowie Rita Kronauer vergeben. Anschließend wurde von Svenja Felbier (ProFiliis) der Preis an die Courage-AG überreicht und die Schüler:innen berichteten, was sie sich mit Blick auf Menstruation für die Zukunft wünschen, beispielsweise ein größeres Forschungsinteresse.
Das ProFiliis-Team freut sich, die Schüler:innen in ihrem Engagement unterstützen zu können und an der gelungenen Preisverleihung mitgewirkt zu haben. Wir sind gespannt auf die Umsetzung der geplanten Maßnahmen der Courage-AG und das weitere Wirken der Schüler:innen.
sh
(Teile dieses Textes wurden der Homepage der Stiftung Aufmüpfige Frauen bzw. der Bewerbung der Courage AG entnommen.)