BildungsBande macht stark für die Zukunft

Peer-Learning heißt, einfach gesagt: Jemand, der es weiß bringt es anderen, die es nicht wissen, bei. Etwas ausführlicher betrachtet ist dieser simple Ansatz jedoch sehr logisch und die Praxis zeigt, dass dieser sozialpädagogische Arbeitsansatz bereits seit den 1970er Jahren genutzt wird.  

 

Die häufigsten Einsatzorte für Peer-Learning sind Schulen oder Jugendfreizeiteinrichtungen, aber auch Hochschulen machen sich das Konzept zu Nutze. Durch den Einsatz sogenannter „Peers“, also Jugendlicher, die speziell für ein gewisses Thema geschult wurden, können anderen Kindern oder Jugendlichen Inhalte nähergebracht oder auch Methoden beigebracht werden, die diesen dann entsprechend im Alltag oder auch in anderen Situationen helfen können.  

 

Dieses Konzept nutzt die „BildungsBande“ seit mittlerweile mehr als 10 Jahren sehr erfolgreich in verschiedenen Projekten. Das neue Projekt „Stark in die Zukunft“ soll Kindern und Jugendlichen, die durch den Distanzunterricht während der Corona-Pandemie nicht selten unter Vereinsamung, fehlenden Begegnungen, Problemen innerhalb der Familie sowie Ungerechtigkeiten beim Zugang zu Bildungsangeboten gelitten haben, unter die Arme greifen.  

 

Die Peers sind in diesem Fall Jugendliche, die die weiterführende Schule besuchen. Ihnen werden in Schulungen Spiele und Methoden beigebracht, die sie dann an die jüngeren Kinder (in diesem Fall Grundschüler:innen) weitergeben können. Jede:r Peer betreut dann über ein komplettes Schuljahr ein Kind aus einer Grundschule. Die für das Projekt ausgewählten Schulen liegen in der Regel in sogenannten „sozialen Brennpunkten“.  

 

Das Projekt läuft bereits in mehreren Städten im Ruhrgebiet und soll nun auch nach Dortmund kommen. Mit Hilfe der finanziellen Unterstützung der ProFiliis-Stiftung kann das Projekt vorerst an zwei Dortmunder Schulen durchgeführt werden

 

sf

geschrieben am: 19.10.2021
Zu den Projekten

BildungsBande – Stark in die Zukunft
Lebenshilfe

BildungsBande – Stark in die Zukunft

Die Corona-Pandemie hat unter anderem Schulen vor große Herausforderungen gestellt. Sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler:innen sahen sich mit einem Wechsel von Distanzunterricht, Online-Lernen oder sogar gänzlichem Unterrichtsausfall konfrontiert. Dass dies mit Blick auf den Lehrplan und die Unterrichtsinhalte zu gewissen Schwierigkeiten geführt hat, kann sich jede:r vorstellen. Doch auch auf anderer Ebene brachte der Wegfall des geregelten Schulalltags Belastungen mit sich: Die Unsicherheiten bzgl. des Unterrichtes, der fehlende Kontakt und die nur indirekt stattfindende Kommunikation mit Gleichaltrigen sowie ein weniger strukturierter Tagesablauf haben bei vielen Schüler:innen Sorgen und Ängste hervorgerufen. Dies kann eine gesunde Entwicklung und erfolgreiches Lernen der Kinder und Jugendlichen erschweren bzw. verhindern. Überdies bestanden durch unterschiedliche Bedingungen in den Familien große Unterschiede bzgl. der Lernvoraussetzungen; bspw. mit Blick auf die technische Ausstattung, um am Onlineunterricht teilzunehmen, oder eine ruhige Lernatmosphäre. Hier ließ sich beobachten, dass insbesondere in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf („soziale Brennpunkte“) zum Teil keine geeigneten Räume und Geräte vorhanden waren, was wiederum zur Folge hatte, dass nicht selten Schüler:innen, die ohnehin schon Schwierigkeiten in der Schule hatten, weiter abgehängt wurden. Auch die Belastungen durch das Erleben von mehr Gewalterfahrungen innerhalb der Familie – bedingt durch mehr gemeinsame Zeit auf z. T. sehr engem Raum – müssen an dieser Stelle mitgedacht werden. Das Team der Zukunftsstiftung Bildung sah die Notwendigkeit an dieser Stelle einzugreifen, damit die Schüler:innen, sobald wieder Präsenzveranstaltungen möglich waren, aufgefangen und gezielt unterstützt werden können. Aus diesem Grund wurde das bestehende Projekt „BildungsBande“, bei dem gemäß des Peer-Education-Prinzips Schüler:innen höherer Jahgänge zu „Schülercoaches“ für Grundschüler:innenwerden, weiterentwickelt und um Aspekte der (psychischen) Gesundheit ergänzt. Hierbei wurden die konkreten Erfahrungen und Sorgen, die die Schüler:innen durch Schulschließungen und Distanzunterricht gemacht und empfunden haben, einbezogen: „Vereinsamung, fehlende Begegnung in der Peer-Gruppe, Probleme in Familien und Ungerechtigkeit beim Zugang zu Bildungsangeboten.“ (Förderantrag der Zukunftsstiftung Bildung) Bei dem Projekt „BildungsBande – Stark in die Zukunft“ stehen nun der Erhalt und die Stärkung der Gesundheit der Schüler:innen im Fokus. Sie sollen befähigt werden, eigene Stärken und Ressourcen zu erkennen und in Stresssituationen handlungsfähig zu bleiben. Zu diesem Zweck wurde die Ausbildung der älteren Schüler:innen (Jahrgangsstufe 8 bis 11) zu Schülercoaches um fünf Trainingseinheiten à vier Schulstunden erweitert, in denen Wissen und Kenntnisse zu Salutogenese (Kern: Bedingungen für ein gesundes Leben), Methoden und praktische Übungen zur Stärkung von Selbstwert und Resilienz (Fähigkeit, belastende Lebenssituationen „unbeeinträchtigt“ zu überstehen) Spiele und Methoden zur Wiedererweckung von Sozialkompetenz sowie Freude auf Begegnung und Beziehungsorientierung vermittelt wurden. Es wurden Fragen wie „Was bereitet mir Stress und was entspannt mich?“ und „Wie reagiere ich und wie reagiert mein Körper?“ erörtert sowie Übungen zu Achtsamkeit und Gelassenheit gemacht. Folgende Stressfaktoren wurden von den Jugendlichen als besonders belastend genannt: „Zukunftsängste (Beruflich sowie Familiär) Antriebslosigkeit Minderwertigkeitsgefühl durch empfundene soziale Ungleichheit nach der Pandemie Fehlende Anerkennung und geringe Unterstützungsmöglichkeiten durch das Umfeld“ (Abschlussbericht Bildungsbande – Stark in die Zukunft) Durch die Bewusstmachung dieser Stressoren und ihre Aufarbeitung sowie durch die verschiedenen Übungen wurden die Jugendlichen nicht nur mit Blick auf ihre eigenen Herausforderungen unterstützt und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt. Sie wurden zudem dazu befähigt, die jüngeren Schüler:innen in Belastungssituationen zu beraten und über spielerische Ansätze Grundlagen für ein gesundes Leben zu vermitteln. ProFiliis hat diese Projekterweiterung an zwei Dortmunder Schulen unterstützt, die in der Nordstadt bzw. in Scharnhorst liegen. An beiden Schulen wurden jeweils 15 Jungen und Mädchen zu Schülercoaches für insgesamt 30 Grundschüler:innen ausgebildet. Die Stiftung stellt für die Trainingseinheiten über insgesamt 40 Schulstunden, für Reflexionsrunden mit den Schülercoaches sowie für Projektvorbereitungen wie die Schüler:innenauswahl und Dokumentation und Organisation 3.300,- Euro zur Verfügung. Das Team der BildungsBande zieht ein positives Fazit: „Die Schüler*innen haben sehr positiv auf die Vorschläge und Übungen in den Workshops reagiert. Es zeigte sich jedoch auch, dass viele der Probleme strukturell bedingt sind. Chancen- und Bildungsungleichheit haben in den Familien und damit in der Gesellschaft eine größere Relevanz, als sich auf den ersten Blick erkennen lässt. Projekte wie BildungsBande – Stark in die Zukunft leisten hier einen wichtigen Beitrag um kurzfristig Bewusstseinsprozesse anzustoßen und kleine Veränderungen unter den Schüler*innen zu bewirken. Die Teilnehmer*innen haben in den Reflexionsrunden bestätigt, dass besonders die Übungen zur Achtsamkeit bzw. den körperlichen Reaktionen auf Stress große und kleine Veränderungen im Alltag gebracht haben, was einen großen Erfolg in ihrer Lebensrealität darstellt und die Zielerreichung des Projekts bestätigt.“ sh
Dortmund
Zukunftsstiftung Bildung