[U25] Online-Suizidprävention
In Deutschland nimmt sich durchschnittlich alle 56 Minuten ein Mensch das Leben. Das sind in Summe mehr Menschen, als durch Drogen, Verkehrsunfälle und HIV zusammen sterben. Durchschnittlich lässt jede:r dieser Menschen sechs Angehörige zurück. *
Nach wie vor ist Suizid ein großes Tabu-Thema in der Bevölkerung. Die Menschen sind oftmals allein gelassen mit ihren Sorgen, wissen nicht, wem sie sich anvertrauen können, da Vorurteile den Dialog erschweren. Freunde und Verwandte, denen ein solcher Gedanke offenbart wird, sind oftmals vollends mit der Situation überfordert, wissen nicht, ob sie mit jemand anderem darüber sprechen oder versuchen sollen, das Problem des Gegenüber kleiner zu reden.
Knapp 15 % der Suizidfälle in Deutschland wird von jungen Menschen begangen, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Eben für diese Gruppe gefährdeter Menschen wurde das Beratungsangebot von [U25] ins Leben gerufen. Ein sogenanntes „Help-Mail-System“ bekommen die Hilfesuchenden bis 25 Jahre in akuten Krisen kostenlose, anonyme und zeitlich unbegrenzte Unterstützung via Mail. Besonders hierbei ist, dass die beratenden Personen (sogenannte Peers) selbst zwischen 16 bis 25 Jahre alt sind. Die Peers werden vor ihrem Einsatz 3 – 6 Monate geschult und engagieren sich ehrenamtlich in dem Projekt. Im Austausch via Mail kann so über Sorgen und Ängste der zu beratenden Personen gesprochen werden, im Hintergrund tauschen die Peers sich in Fallbesprechungen mit dem Fachpersonal von [U25] aus.
ProFiliis unterstützt die komplette Maßnahme im Jahr 2019 mit finanziellen Mitteln in Höhe von 10.400, - Euro.
*UPDATE 12-2019*
Knapp 140 junge Menschen suchten im vergangenen Jahr Hilfe und Unterstützung bei [U25], insgesamt 21 Peers begleiteten die jungen Menschen in dieser Zeit per Mail. Um die Suizidprävention auch im Jahr 2020 anbieten zu können, hat die ProFiliis-Stiftung zugesagt, das Projekt auch in diesem Jahr mit finanziellen Mitteln in Höhe von 11.000, - Euro zu unterstützen.
sf
*UPDATE 12-2022*
Bereits 4 Jahre unterstützt ProFiliis nunmehr die [U25] Online Suizid-Beratung, Dortmund. Nach einer langen durch dieCovid-Pandemie verursachten Durststrecke konnten sich die Peers, also diejenigen jungen, reinehrenamtlich tätigenMitarbeiter, die hilfesuchenden suizidgefährdeten Jugendlichen per Mail als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und sie bei der Bewältigung ihrer Probleme unterstützen, erstmalig wieder in Präsenz treffen und sich austauschen.
Von [U25] wurde zusätzlich zu den aus den vergangenen Jahren gewohnten Kosten auch die Übernahme der Kosten für ein Peer-Wochenende beantragt, was ProFiliis sehr gerne zugesagt hat, weil einsichtig ist, wie wichtig der Austausch der jungen Helfer untereinander ist, und die Peers nach 2 Jahren Video-Conferencing nun endlich einmal als Dank für Ihren unentgeltlichen Einsatz in den Genuss eines Highlights in Präsenz kommen sollten.
Insgesamt 10.725,- Euro inklusive der Kosten für ein Peer-Wochenende wurden [U25] daherfür 2022 zugesagt. Bzgl. des Veranstaltungsortes fiel die Wahl auf den Bauernhof eines Peer-Gruppenmitglieds. Die Fotos zeugen von entspannten, aber auch für inhaltliche Arbeit und den Austausch in derSache genutzten Tagebei bestem Wetter, von denenalle Peers sicherlich noch lange schwärmen werden.
Bleibende Eindrücke und Erlebnisse mit den Tieren des Hofes waren genauso angesagtwie Teambuilding durch gemeinsames Werken und der Herstellung toller Holzbänkeodereinmal unverbindlich in die Rolle eines Landwirt schlüpfen und Traktor oder Mähdrescher fahren:
Wir von ProFiliis freuen uns mit den Peers über dieses tolle Wochenende, welches sich die jungen Leute durch Ihre vorbildliche Arbeit auch in schwierigen und isolierten Zeiten mehr als verdient haben, und möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für ihren engagierten Einsatz bedanken.
Unsere Ansprechpartnerin bei [U25], Christin Triebkorn hat einen Sachbericht für die [U25]-Arbeit im Kalenderjahr 2022 erstellt, der im Anhang eingesehen werden kann.
*Update für das Projektjahr 2023*
Im Jahr 2022 haben sich in Deutschland rund 500 junge Menschen (bis 25 Jahren) suizidiert. So berichtet es das statistische Bundesamt und macht so die große Relevanz der Arbeit von [U25] deutlich: „Die Zahlen verdeutlichen wie wichtig es ist, dass eine flächendeckende Suizidprävention etabliert wird und wie wichtig ein Angebot wie [U25] ist. Denn im Kontakt mit den Peerberater*innen, können die jungen Menschen offen und ehrlich über ihre Suizidgedanken schreiben, was entlastend sowie präventiv auf die Betroffenen wirkt.“ (Sachbericht [U25])
Im Jahr 2023 waren insgesamt 32 Peerberater:innen ehrenamtlich bei [U25] in der Online-Suizidprävention aktiv und standen Ratsuchenden per E-Mail zur Seite. Wie viele E-Mails ausgetauscht werden und wie lange ein Kontakt besteht, ist dabei natürlich sehr individuell. Jede*r Berater*in betreute im vergangenen Jahr ein bis drei Ratsuchende gleichzeitig. Für das gesamte Team ergeben sich daraus folgende Zahlen: Betreuung von 145 Ratsuchenden über insgesamt 1.312 verschickte E-Mails.
Es wird deutlich, dass die E-Mail-Beratung für die Ratsuchenden eine große Unterstützung darstellt. Um so erfreulicher ist es, dass [U25] in 2023 zwei Gruppen junger Menschen ausbilden und so 14 neue Peerberater:innen im Team willkommen heißen konnte. Und auch auf Ebene der festangestellten Fachkräfte gab es Zuwachs, da durch eine kommunale Förderung nun zusätzliche Mittel für Personalkosten zur Verfügung stehen.
Rund um den Welttag der Suizidprävention am 10. September gab es eine besondere Aktion bei allen elf [U25]-Standorten in Deutschland: Für die Dauer eines Monats gab es keine Limitierung bei den Annahmen von Hilfegesuchen, was aus organisatorischen Gründen unter normalen Umständen zeitweise schon notwendig ist. „Das Ergebnis war überwältigend: in einem Monat haben sich deutschlandweit 186 Ratsuchende registriert, das sind rund 47 Ratsuchende pro Woche. Die Zahlen verdeutlichen wie hoch der Bedarf an niederschwelliger Beratung ist und was [U25] leisten könnte, wenn es mehr personelle Kapazitäten vorhanden wären.“ (Sachbericht [U25])
Neben der Online-Beratung möchte sich das [U25]-Team nun auch anderen Formen der Suizidprävention zuwenden und entsprechende Schulprojekte, Workshops für soziale Einrichtungen und Fortbildungen für Fachkräfte anbieten. Es wurden bereits einige Veranstaltungen in diesen Bereichen durchgeführt. Darüber hinaus haben sich verschiedene Fachkräfte, kommunale Akteur:innen und freie Träger der Jugendhilfe zum Dortmunder Arbeitskreis Trauer, Suizidalität und Tod zusammengeschlossen, in dem Vernetzung, Austausch und Kooperation für neue Ideen und Projekte stattfinden.
ProFiliis hat die Arbeit von [U25] auch im Jahr 2023 wieder gerne unterstützt und rund 8.000,- Euro zur Verfügung gestellt.
Zum Abschluss hier noch ein paar Worte von Ratsuchenden:
„Vielen Dank für deine Nachricht. Ich bin echt froh, dass du da bist, weil mir das echt noch
„Es hilft mir, wenn wir über Situationen reden in denen ich überfordert oder depressiv war und dann überlegen wie ich mit denen besser umgehen kann.“
„Es ist ein schönes Gefühl jemanden zuheulen zu können und der bereit ist sich das anzuhören.“
sh