Hilfe für gehörlose Kinder in Gaza

„Die Christoffel-Blindenmission (CBM) ist eine gemeinnützige, internationale christliche Entwicklungshilfeorganisation mit dem Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen, die von Krankheit und Armut bedroht sind und am Rande der Gesellschaft leben, zu verbessern – seit über 100 Jahren.“ (CBM)

 

In Gaza-Stadt findet seit 1992 im „Atfaluna-Zentrum“ Arbeit mit gehörlosen Kindern statt; gestartet durch den Zusammenschluss von christlichen und muslimischen Frauen, die Menschen mit Behinderungen helfen wollten. Der Träger des Atfaluna-Zentrums ist die „Atfaluna Society for Deaf Children“, die Mitglied des palästinensischen Netzwerks von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ist.

 

Mit ihrer Arbeit verfolgen die Mitglieder des Atfaluna-Zentrums drei Hauptziele: Bildung und Existenzsicherung, psychosoziale Betreuung und Prävention sowie Hilfe bei Hörbehinderungen. Um diese Ziele zu erreichen, gibt es verschiedene Arbeitsbereiche, die von der Vor- und Grundschulbildung sowie berufsbildenden Projekten für gehörlose Kinder über eine diagnostische Abteilung für audiologische Einschränkungen und die Anpassung von Hörgeräten bis zu einer psychosozialen Frühförderung und Schulungen für junge Mütter reichen.

 

Kinder mit Hörbehinderungen sind – vor allem in einem Krisengebiet wie dem Gaza-Streifen – in besonderer Weise von psychischen Problemen und gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht. Aus diesem Grund sind eine psychosoziale Betreuung und die Vermittlung von Fähigkeiten, als hörbehinderter Mensch eigenständig an der Gesellschaft teilzuhaben, essentiell.  Im Atfaluna-Zentrum finden die Kinder überdies einen Ort, an dem sie mit geschultem Personal über ihre Ängste (z. B. bedingt durch den immer präsenten Terror, den Verlust von Angehörigen, …) sprechen können und adäquat betreut werden.

 

„2016 stehen u.a. Bildung und Frühförderung der Schülerinnen und Schüler im Fokus des Projekts. Viele Kinder mit Hörbehinderungen haben nie gelernt, sich auszudrücken und ihre Bedürfnisse zu benennen. Ihre Kommunikation ist stark eingeschränkt. Daher sind sie ganz besonders gefährdet, die politische Situation des Landes und deren Auswirkungen auf ihr Leben nicht ausreichend zu verarbeiten.“ (CBM)

 

ProFiliis hat CBM finanzielle Förderung zugesagt, um die Arbeit im Atfaluna-Zentrum zu unterstützen. Mit insgesamt 9.000,- Euro können vor Ort die Versorgung von Kindern mit Hörgeräten sichergestellt, Unterrichtsmaterialen angeschafft und Schuluniformen bereitgestellt werden.

 

sh

geschrieben am: 10.11.2016
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Das Atfaluna-Schulzentrum – lebendiges Lernen in Gaza trotz Hörbehinderung Das Atfaluna-Schulzentrum für kleine und große Kinder mit Hörbehinderung befindet sich in Gaza-Stadt. Im Einzugsgebiet des Zentrums leben rund 550.000 Menschen, im gesamten Gaza-Streifen sind es etwa 1,9 Millionen. In der Zeit der ersten Intifada* hatten sich christliche und muslimische Frauen hier zusammengefunden, um Menschen mit Behinderungen zu helfen. 1992 begannen sie die Arbeit mit gehörlosen Kindern. Träger des Zentrums ist die „Atfaluna Society for Deaf Children“, ein Mitglied des palästinensischen Netzwerks von Nichtregierungsorganisationen. Die drei Schwerpunkte des Projekts sind: Bildung und Existenzsicherung Psychosoziale Betreuung und Prävention Hilfe bei Hörbehinderungen Wie werden die Kinder gefördert und auf ein selbständiges Leben vorbereitet? Sie erhalten in der Vor- und Grundschule sowie Sekundarstufe 1 Förderunterricht, der sich an ihren Fähigkeiten und ihren Beeinträchtigungen orientiert. Als Jugendliche können sie eine Berufsausbildung absolvieren und an einem kunsthandwerklichen Programm zur Einkommensbeschaffung teilnehmen. Eine speziell eingerichtete audiologische und klinisch-diagnostische Abteilung bietet die Möglichkeit, sich vor Ort untersuchen und behandeln zu lassen. Besonders wichtig ist auch die Anpassung und Reparatur von Hörgeräten und Ohrpassstücken. Kinder wachsen schnell und es ist wichtig, dass das Hörgerät optimal sitzt. Sprachtherapie und psychosoziale Arbeit ergänzen das praktisch ausgerichtete Bildungsprogramm. Auch die Jüngsten im Kindergartenalter werden psychologisch und sozialtherapeutisch gefördert. Das Schulspeisungsprogramm garantiert regelmäßige Mahlzeiten, so dass auch hier kein Mangel entstehen kann. Die Mütter der Kinder von Atfaluna erfahren in Schulungen Wichtiges über gesunde Ernährung und Hygiene für ihre Kinder. Wenn man nichts hört und in einem Krisengebiet aufwächst, kann die Seele Schaden nehmen Eine frühzeitige psychosoziale Betreuung ist entscheidend für die Vorbeugung psychischer Probleme bei Kindern mit Hörbehinderung. Gerade die Herstellung eines geordneten Umfeldes, der Schulalltag, das Erlernen der Gebärdensprache und somit die Fähigkeit, Grundbedürfnisse mitteilen zu können, ist eine wichtige Basis für die Prävention oder den Heilungsprozess von seelischen Erkrankungen. Die Kämpfe zwischen Israel und Hamas im Jahr 2014 führten bei vielen Kindern zu posttraumatischen Belastungsstörungen. Viele erlebten hautnah Terror, Gewalt und den schmerzvollen Verlust Angehöriger und Freunde oder ihres Zuhauses. Insbesondere Kinder, die gehörlos sind, berichteten von der Angst, durch Bomben ihre Hände zu verlierenund damit die Möglichkeit, wie gewohnt zu kommunizieren. Durch die traumatischen Erlebnisse haben viele Kinder Albträume, entwickeln Angststörungen oder ähnliche Krankheitsbilder. Die Fördermaßnahmen und psychosozialen Betreuungsangebote des Atfaluna-Zentrums unterstützen einen gesunden Verarbeitungsprozess des Erlebten. Für therapeutische Gruppenangebote und individuelle Beratungsangebote stehen fünf erfahrene Fachkräfte bereit. Viele Kinder im Atfaluna-Zentrum haben nie gelernt, sich auszudrücken und ihre Bedürfnisse zu benennen. Ihre Kommunikation ist stark eingeschränkt. Daher sind sie ganz besonders gefährdet, die politische Situation des Landes und deren Auswirkungen auf ihr Leben nicht ausreichend zu verarbeiten. In Gruppensitzungen lernen die Kinder, mit anderen Personen zu sprechen, sich ihnen zu öffnen und Wünsche und Bedürfnisse konkret zu kommunizieren. Manche Kinder können auch in Einzelsitzungen behandelt werden, wenn es notwendig ist. Warum auch die Eltern lernen, mit den Händen zu reden Um die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken, gibt es gruppentherapeutische Angebote, an denen die ganze Familie teilnimmt. Hier lernen Eltern die Signale ihres Kindes besser einordnen und deuten zu können. Neben den psychosozialen Unterstützungsleistungen können Kinder und Eltern weitere Angebote des Atfaluna-Zentrums nutzen und zum Beispiel lernen, sich über die Gebärdensprache zu verständigen. Wofür die Christoffel-Blindenmission arbeitet Die Christoffel-Blindenmission (CBM) setzt sich als christliche Organisation für inklusive Entwicklungszusammenarbeit seit über 100 Jahren für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen ein. Ihre Mission ist es, die von Ausgrenzung und Armut bedrohten Menschen zu unterstützen, ein würdevolles und aktives Leben in der Mitte der Gesellschaft zu führen. Dieser Text wurde uns freundlicherweise von cbm zur Veröffentlichung auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt. *Intifada bezeichnet zwei palästinensische Aufstände gegenIsrael. Die erste Intifada dauerte etwa von 1987 bis 1993. Die zweite Intifada begann 2000 und endete 2005 mit dem beidseitigen Beschluss eines Waffenstillstandes.
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